DIE TOURISMUSZUKUNFT BEGINNT JETZT
Im Rahmen des vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie geförderten Projekts „Szenarien für den Tourismus in Bayern im Jahr 2040“ war die Hochschule Kempten dazu aufgefordert Zukunftsszenarien zu entwickeln, die alternative Entwicklungen und mögliche Zukünfte des Tourismus in Bayern aufzeigen.
Der bayerische Tourismus ist eine Erfolgsgeschichte und Bayern seit Jahrzehnten eine weltweit boomende Tourismusdestination. Doch wird es immer so bleiben? Was wird oder muss sich ändern? Megatrends wie demografischer Wandel, Digitalisierung, Mobilität und Nachhaltigkeit machen auch vor Bayern nicht halt. Neben Trends und Konjunkturzyklen zeigten bereits bisherige Krisen (9/11, Finanzkrise) und vergegenwärtigen aktuelle Krisen und Probleme (Corona-Pandemie, Klimawandel), welche prägenden Auswirkungen globale Ereignisse bezüglich Nachfrage und Rahmenbedingungen im bayerischen Tourismus haben können. In einem komplexen und dynamischen Marktumfeld stehen Tourismusunternehmen und Tourismusunternehmer ebenso wie Entscheider in Organisationen, Verbänden und Politik einer Vielzahl unsicherer Entwicklungen und offener Fragen gegenüber.
Um die komplexen Interdependenzen im Tourismus abzubilden und auch gravierende Veränderungen der Rahmenbedingungen für den bayerischen Tourismus vorauszudenken, wurden 2019 – also vor Ausbruch der Corona-Pandemie – im vorliegenden Szenarioprojekt touristische Zukunftsszenarien mit dem zeitlichen Horizont des Jahres 2040 entwickelt. Szenarien stellen dabei nicht die einzig wahre Zukunft dar, sondern mögliche Zukünfte. Sie können die Zukunft nicht exakt vorhersehen, jedoch Möglichkeits- und Entwicklungsräume beschreiben und die damit zusammenhängenden Optionen und Veränderungsdynamiken darstellen. Entsprechend können Szenarien dabei helfen, strategische Orientierungsprozesse in Unternehmen und Organisationen gezielt zu unterstützen und damit zu besseren Entscheidungen zu kommen.
Die vorliegenden Szenarien sind in einem gemeinschaftlichen Szenarioprozess auf Basis der Methodik des Szenario-Managements entstanden, der von der Hochschule Kempten angestoßen und von der ScMI AG Paderborn moderiert wurde. Getragen wurde der Prozess von einem interdisziplinären Szenarioteam, in dem zwanzig Experten aus bayerischen Destinationen, Hotellerie, Gastronomie, Tourismusverbänden, Mobilitätsdienstleistern, der Kreativwirtschaft sowie der Tourismuswissenschaft mitgearbeitet haben. In mehreren Workshops haben die Teammitglieder ihre teilweise sehr heterogenen Perspektiven und Sichtweisen eingebracht und damit maßgeblich die Breite und Qualität der Ergebnisse sichergestellt.
Die hier entwickelten Szenarien beinhalten jedoch keine konkreten Entscheidungsvorschläge oder unmittelbare Handlungsempfehlungen für einzelne Unternehmen und Organisationen, sondern wollen zukünftige Entwicklungen und Herausforderungen im bayerischen Tourismus aufzeigen, um diese mit allen Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik gemeinsam gestalten zu können. Die diversen Szenarien und die daraus resultierenden unterschiedlichen Chancen-/Risikoprofile und Spannungsfelder haben das Potenzial, die zukünftigen Diskussionen im bayerischen Tourismus maßgeblich mitzuprägen. Da durchgängig alle Akteure im Tourismus von den grundsätzlichen Einflüssen, Entwicklungen und Veränderungen betroffen sind, ist der Diskurs breit und proaktiv zu führen.