
Die schlechte wirtschaftliche Lage hat das Land und damit auch die Tourismusbranche im Griff. Der Klimawandel und seine Folgen sind allgegenwärtig und Maßnahmen dagegen verlaufen im Sand. Die Tourismusregion Bayern verliert im Ausland an Attraktivität und Gäste kommen überwiegend noch aus dem Inland, allerdings bei sinkender Anzahl. In der Branche wird lediglich versucht, den Status quo zu halten und innovative Konzepte werden hintangestellt. Eine Überbeanspruchung der touristischen Ziele und Destinationen findet entsprechend nicht mehr statt – vielmehr gewinnen andere Destinationen im internationalen Wettbewerb an Bedeutung.
Der Tourismus spielt in politischen Überlegungen aufgrund veränderter politischer und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen nur eine untergeordnete Rolle. Die (regionale) Politik kann basierend auf der problematischen Wirtschaftsentwicklung auch kaum noch finanzielle Mittel zur Verfügung stellen. Tourismusanbieter stellen sich nur unzureichend auf die veränderten wirtschaftlichen und natürlichen Rahmenbedingungen wie den Klimawandel ein. Durch die angespannte wirtschaftliche Lage haben die Menschen nur wenig Budget für Reisen zur Verfügung. So kommt es zu einem massiven Einbruch der touristischen Nachfrage. Ehemalige Gäste verlagern ihren Altersruhesitz in die Regionen, in denen sie schöne Ferien verbracht haben, und tragen damit zur Veränderung der Sozialstrukturen in den Destinationen bei.
Die Gäste in Bayern kommen überwiegend aus dem Inland und haben kaum ausgeprägte Präferenzen bei der Wahl ihrer Reiseziele. Mobilität und Konsum am Urlaubsort spielen aufgrund geringer finanzieller Mittel nur eine untergeordnete Rolle. Reisezeiten und der Radius von Urlaubsreisen verringern sich dementsprechend – interessante Ziele werden gerne in Form von Tagesausflügen oder Kurzreisen besucht. Zwar sind die Menschen generell sehr medienkompetent und digitalaffin, doch sie finden keine entsprechenden Angebote seitens der Tourismusanbieter. Die Menschen würden gerne mehr reisen und dabei auch interaktive und nachhaltige Angebote nutzen, doch sie scheitern an der wirtschaftlich schlechten Lage und dem eingeschränkten Angebot der Tourismusbranche. Die Branche schafft es nicht, mit innovativen Konzepten den Anforderungen der Kunden gerecht zu werden.
Die gesamte bayerische Tourismusbranche bleibt weit hinter ihren Möglichkeiten zurück. Unter dem unausgesprochenen Motto »Kasse statt Klasse« unterbleibt jedwede Differenzierung, Personalisierung und Spezialisierung. Das liegt primär an der geringen Zahlungsfähigkeit der Gäste und den problematischen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Die digitalen Möglichkeiten werden ebenfalls nicht ausgeschöpft, da den Akteuren die Fantasie für ihren Mehrwert fehlt. Die Branche leidet stark unter dem Fachkräftemangel und der fehlenden Attraktivität des Berufsfeldes Tourismus, aber es werden keinerlei Maßnahmen ergriffen, um diese Situation zu verändern.

Die geringe Krisenresilienz vieler Akteure im Tourismus führt zu Existenznöten und leistet dem voranschreitenden Strukturwandel der Tourismusindustrie weiter Vorschub. Betriebe, die bereits in guten Zeiten zu den »Underperformern« gehörten, werden die Krise nicht überleben.
Eine geringe Zahlungsbereitschaft und sinkende Gästezahlen führen zu erheblichen Umsatzrückgängen und bedrohen viele Anbieter im bayerischen Tourismus. Innovative Konzepte werden hintangestellt, es wird versucht, den Status quo zu halten, und es besteht die Gefahr des »Kaputtsparens«.
Souveräne und postmateriell eingestellte Gäste stellen ungeachtet ihrer beschränkten Zahlungsbereitschaft nach wie vor hohe Anforderungen. Die Leistungsangebote müssen gut und gleichzeitig günstig sein, was für die vielen Anbieter eine große Herausforderung darstellt, die nicht alle bewältigen können.
Die problematische Wirtschaftssituation verschärft bestehende Branchenprobleme wie etwa das Wirtshaussterben, die Nachfolgeproblematik, den Innovations- und Investitionsstau, die unzureichende Kapitalausstattung, die Umwelt- und Sozialverträglichkeit des Tourismus und viele andere mehr.
Wenn es nicht gelingt, die Attraktivität der Berufsfeldes Tourismus substanziell zu erhöhen, geht der Fachkräfteexodus weiter und es setzt sich eine Abwärtsspirale in Gang.
Die Neubürger mit Altersruhesitz stellen sich – ebenso wie die vielen Zweitwohnungsbesitzer – jeglichen Veränderungen in ihren Sehnsuchtsorten entgegen.

In einer krisenbehafteten Welt gewinnen Angebote und Anbieter, die Orientierung, Sicherheit, Geborgenheit und Verlässlichkeit ausstrahlen, an Attraktivität. Bayern als Heimat- und Sehnsuchtsort wird in einer globalen, dynamischen und unsicheren Welt zum Vertrauensanker.
»Krise als Chance«: Touristische Geschäftsmodelle, Strategien und Leistungsangebote gehören auf den Prüfstand, Standpunkte und Verhaltensweisen hinterfragt, Perspektiven gewechselt. Wer sich schneller als andere an Veränderungen anpasst beziehungsweise sich als krisenresilienter erweist, wird als Erster wieder am Markt erscheinen und seinen First Mover Advantage ausspielen können.
Herausragende und außergewöhnliche Qualität ist unabdingbar, um dem touristischen Einheitsbrei im Standort- und Leistungswettbewerb zu entkommen. Anbieter, die in der Lage sind, diese Qualität zu erbringen, übernehmen eine Führungsrolle in ihrer jeweiligen Wettbewerbsarena.
»Profil und Profilierung« lautet das Erfolgsrezept in Zeiten standardisierter und preisgetriebener touristischer Massenprodukte. Wer es schafft, in einem Bereich der Beste zu sein, wird sich auch in schwierigen Krisenzeiten durchsetzen.
Nicht die Großen fressen die Kleinen, sondern die Schnellen die Langsamen: Anbieter auf Destinations- und Unternehmensebene, die die digitale Aufholjagd für sich entscheiden, gewinnen die Kunden- und Angebotshoheit über den anspruchsvollen, medienkompetenten und digitalaffinen Gast.
Um den Tourismusstandort Bayern vor dem Absturz in die Bedeutungslosigkeit zu bewahren, können gezielte Förderungen, vernetzte Kooperationen und regionale Partnerschaften zwischen Staat und Wirtschaft dazu beitragen, die Situation auf Destinations- und Unternehmensebene zu stabilisieren und/oder negative Entwicklungen aufzuhalten.
Bayerisches Zentrum für Tourismus
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