SZENARIO 3 – DIGITAL DIRNDL

TRADITION MUSS LAUFEN LERNEN, DIGITALISIERUNG TRIFFT AUF BRAUCHTUM

Wirtschaftliche Stabilität und Investitionen in die Zukunftssicherung, insbesondere bei der digitalen Infrastruktur, sichern den Wohlstand. Die anspruchsvollen Touristen präferieren authentische Destinationen sowie die Möglichkeit, umwelt- und sozialverträglich zu verreisen. In der stark digitalisierten Wertkette sind die bayerischen Wurzeln auch weiterhin Aushängeschild für viele Branchenakteure. Die Kooperationen von großen und kleinen Akteuren bilden das Gerüst von nachhaltigen und innovativen Destinationen. Die zahlreichen Touristen aus nah und fern akzeptieren die Lenkungsmaßnahmen an den Standorten, was auch in der Bevölkerung zu hoher Akzeptanz des Tourismus führt.

ZUKUNFTSSICHER AUFGESTELLTES UMFELD

Innerhalb eines prosperierenden und zukunftssicher aufgestellten Umfeldes ist die Zahlungsbereitschaft für Reisen und Erlebnisse hoch. Alle touristischen Stakeholder erkennen die hohe Bedeutung des Tourismus an und beteiligen sich zielgerichtet und proaktiv an der weiteren Entwicklung. Basierend auf einer stabilen positiven Wirtschaftsentwicklung kann die Politik aus reichend finanzielle Mittel zur Verfügung stellen und abgestimmt auf allen politischen Ebenen die geeigneten Rahmenbedingungen schaffen. Der Klimawandel trifft Bayern in moderater Form, alle Verantwortlichen ergreifen frühzeitig ressourcenschonende und nachhaltige Maßnahmen und halten so die Attraktivität des Tourismusstandorts Bayern hoch.

ERLEBNISORIENTIERT UND GUT SITUIERT

Der typische Tourist in Bayern ist erlebnisorientiert und gut situiert. Durch ein Mehr an Freizeit verlängert sich die durchschnittliche Reisezeit. Bayern genießt international einen hervorragenden Ruf, sodass der Anteil ausländischer Gäste steigt. Dabei verfolgen die in- und ausländischen Gäste unterschiedliche Motive und haben häufig individuelle Verbindungen zu ihren präferierten Reisezielen. Die souveränen Kunden stellen hohe Erwartungen an digitale Informationen. Sie wählen ihre Urlaubsorte gezielt aus, kommunizieren dabei direkt mit den Anbietern und legen mehr Wert auf Komfort und persönliche Annehmlichkeiten als auf die Nachhaltigkeit ihrer Reise. An ihrem Ziel angekommen, genießen sie vornehmlich die stark frequentierten Angebote vor Ort, die sich mit dem ÖPNV gut erreichen lassen. Somit ist das touristische Verkehrsaufkommen überwiegend auf die An- und Abreise beschränkt.

AKTEURE BLEIBEN IN IHRER IDENTITÄT VERWURZELT

Die bayerische Tourismusbranche bleibt in ihrer bayerischen Identität und Herkunft sowie ihrer Struktur verwurzelt. Dabei hält die Branche, geprägt durch den Betriebsmix aus kleinen und inhabergeführten sowie großen Branchenakteuren, ein hochspezialisiertes und differenziertes Angebot für sehr heterogene Gästegruppen bereit. Ermöglicht wird dieses vielfältige Angebot auch durch die Kooperationen mit anderen Playern der touristischen Wertkette. Die Digitalisierung durchzieht alle Bereiche des Tourismus und ermöglicht durch die intelligente und zielgerichtete Nutzung Künstlicher Intelligenz das Generieren effizienter und maßgeschneiderter Kundenlösungen. Neue Berufsfelder im Bereich Tourismus entstehen, was zu einer erhöhten Attraktivität für Fachkräfte führt.

Risiko

RISIKEN FÜR DEN TOURISMUS IN BAYERN

Die zunehmend internationalen Gäste verlangen von Leistungsträgern ein hohes Maß an interkultureller Kompetenz und Fremdsprachenkenntnisse. Zwar wird die gut funktionierende Echtzeit-Sprachübersetzung vielfach genutzt, interkulturelle Herausforderungen kann sie allerdings nicht überbrücken.

Die Gäste haben hohe Qualitäts- und Erlebnisansprüche. Diesen gilt es datengetrieben mit passendem Angebot effizient gerecht zu werden.

Die Vielfältigkeit internationaler Zielgruppen bringt Tourismusverbände und Reisevermittler an ihre Grenzen. Es wird zunehmend schwierig, die anspruchsvollen und zudem heterogenen Wünsche der internationalen Gäste zu erfassen und individuell zu bedienen.

Die Diskrepanz zwischen der Wahrung bayerischer Identität und der erfolgreichen Ansprache internationaler Gäste ist für lokale Geschäfte eine große Herausforderung, da oftmals zwischen einer Limitierung auf das Authentische und einer Gewinnmaximierung durch billigere »Imitate« entschieden werden muss.

Die Themen Nachhaltigkeit und digitale Innovationen müssen stärker in den Vordergrund rücken, um bei Gästen wahrgenommen zu werden. Nur ganzheitliche Lösungen mit hoher Umwelt- und Sozialverträglichkeit werden begeistern.

Chancen

CHANCEN FÜR DEN TOURISMUS IN BAYERN

Bestmögliche Ausrichtung auf Umwelt- und Sozialverträglichkeit wird von Gästen honoriert, wenngleich Komfort und persönliche Annehmlichkeiten noch wichtiger sind.

Grundvoraussetzung für einen systematischen Ausbau von Besucherlenkungsmaßnahmen sind das Erfassen, Bereitstellen und Auswerten umfassender Daten und der Mut, Entscheidungen über Lenkungskonzepte zu treffen oder diese zuzulassen.

Die Authentizität des touristischen Angebots wird von den Gästen geschätzt und ist damit von besonderer Bedeutung, wobei progressive Ausgestaltungen, wie etwa einer stimmigen Kombination von traditioneller Architektur mit modernen Elementen, erfolgreich möglich sind.

Die regionalen Mobilitätsangebote sollten aufeinander abgestimmt werden und sich in das Gesamtkonzept eines smarten und nachhaltigen Tourismus einfügen. Neben der Verfügbarkeit ist eine einfache und mehrsprachige Bedienung und (Online-)Bezahlfunktion erfolgskritisch.

Große Reiseveranstalter haben Zugang zu internationalen Gästen und das technische Knowhow, individuell passende Angebote zu erstellen.

Vor dem Hintergrund digitaler Innovationen entstehen neue Geschäftsmodelle – seien es neue Services durch hohe Datenkompetenz, offene Daten oder etwa durch die Nutzung von Augmented oder Virtual Reality. Dadurch können gänzlich neue Arbeitsplätze entstehen.