STUDIE

Schlagworte: Tagesausflugsverhalten, Besucherlenkung

Tagesausflugsverhalten der bayerischen Bevölkerung

13. Dezember 2023

© iStock.com/Kerkez

Die repräsentative Umfrage des Bayerischen Zentrums für Tourismus untersucht das Tagesausflugsverhalten der bayerischen Bevölkerung hinsichtlich unterschiedlicher Kriterien – etwa zu Motiven und Verkehrsmitteln, aber auch zu Störsituationen vor Ort und der Akzeptanz gegenüber Besucherlenkungsmaßnahmen.

Stimmungsbild

Tagesausflüge im Jahr 2023

Tagesauflüge haben im Vergleich zu 2020/2021 zugenommen. Das zeigt der Vergleich zur Studie aus dem Jahr 2021, welche vom Bayerischen Zentrum für Tourismus zum gleichen Thema durchgeführt wurde. So haben 2023 87 Prozent mindestens einen Tagesausflug in Bayern unternommen, 2020/2021 waren es 76 Prozent. Mehr als 20 Tagesausflüge haben am häufigsten Personen der Altersgruppe 30 bis 39 Jahre unternommen (8 Prozent). Während 2020/2021 41 Prozent der 70- bis 74-Jährigen geantwortet haben, dass sie keinen Tagesausflug unternommen haben, sind es im Jahr 2023 nur noch etwa ein Drittel dieser Altersgruppe. Personen mit Kindern bis 15 Jahre im Haushalt haben dabei etwas mehr Tagesausflüge unternommen (93 Prozent) als Personen ohne Kinder bis 15 Jahre im Haushalt (83 Prozent).

Motive und Ziele von Tagesausflügen

Während 2020/2021 aufgrund der COVID-19-Pandemie Freizeitbeschäftigungen wie „Shoppen/ Einkaufen in einer anderen Stadt“, „Besuch einer Veranstaltung“ und „Besuch von gastronomischen Einrichtungen“ weniger häufig genannt wurden, sind diese im Jahr 2023 als Motive für einen Tagesausflug wieder angestiegen.

Shoppen/Einkaufen in einer anderen Stadt

2023 - 47%
2020/2021 - 31%

Besuch einer Veranstaltung

2023 - 42%
2020/2021 - 20%

Besuch von gastronomischen Einrichtungen

2023 - 40%
2020/2021 - 27%

Basis: n=2.020

Am häufigsten wird „um einer Aktivität wie Wandern, Radfahren, Skifahren, Baden etc. nachzugehen“ als Motiv für einen Tagesausflug genannt. Vor allem bei den 40- bis 49-Jährigen ist dieser Grund mit fast Dreiviertel der Nennungen der beliebteste. Mit steigendem Alter wird diese Aktivität allerdings weniger häufig genannt. Bei den 70- bis 74-Jährigen ist die „Besichtigung von Attraktionen/ Sehenswürdigkeiten“ mit 50 Prozent das beliebteste Motiv für einen Tagesausflug. Auch das „Besuchen einer Veranstaltung“ nimmt mit zunehmendem Alter ab: Sind es bei den 18- bis 49-Jährigen noch knapp die Hälfte der Befragten, nennen bei den 70- bis 74-Jährigen nur noch knapp ein Viertel dieses Motiv als Grund.

Verkehrsmittel, Distanz und Verteilung nach Wochentagen

Das beliebteste Verkehrsmittel für Tagesausflüge in Bayern ist immer noch das eigene Auto mit 84 Prozent. Allerdings ist im Vergleich zu 2020/2021 die Nutzung des ÖPNV angestiegen. Waren es 2020/2021 noch 19 Prozent der Befragten, die überwiegend mit der Bahn anreisen und zehn Prozent mit dem Bus, geben 2023 ein Drittel der Befragten an, dass sie bei ihren Tagesausflüge überwiegend die Bahn nutzen und 14 Prozent den Bus. Bei den Altersgruppen ist deutlich zu erkennen, dass die 18- bis 29-Jährigen mit 36 Prozent am häufigsten die Bahn und mit 20 Prozent am häufigsten den Bus nutzen.

Bei der Frage nach der Distanz von Tagesausflügen gibt etwa ein Drittel an, dass sie gewöhnlich Tagesausflüge bis 100 Kilometer unternehmen. 25 Prozent unternehmen sogar Tagesausflüge, die weiter als 100 Kilometer vom Ausgangspunkt entfernt liegen. Etwas häufiger als die restlichen Altersgruppen machen dies Personen zwischen 50 und 59 Jahren mit 27 Prozent.

Am beliebtesten ist das Wochenende, um Tagesausflüge zu unternehmen. Nur etwa ein Drittel der Befragten realisieren überwiegend an Wochentagen Tagesausflüge. Der beliebteste Tag ist der Samstag mit Dreiviertel aller Nennungen. In der Altersgruppe der 70- bis 74-Jährigen ist die Verteilung zwischen Wochentag und Wochenende sehr ausgeglichen. Der größte Unterschied ist bei den 40- bis 49-Jährigen zu erkennen. Hier führen 90 Prozent an, dass sie überwiegend an Samstagen oder Sonntagen Tagesausflüge unternehmen und 30 Prozent an einem der Wochentage.

Störsituationen während Tagesausflügen

76 Prozent der Befragten geben an, dass sie auf vergangenen Tagesausflügen Situationen/Dinge als unangenehm oder störend empfunden haben. Am häufigsten werden dabei folgende Gründe genannt:

Situationen, die Tagesausflügler*innen als unangenehm empfinden

überteuerte Preise - 41%
zu viele Menschen - 38%
viel Verkehr vor Ort/ Stau - 35%
Mangel an Parkplätzen - 30%
lange Wartezeiten - 16%
viel Müll und Verschmutzung - 14%

Basis: n=2.020

Auffällig ist die Entwicklung beim Störfaktor „überteuerte Preise“. 2020/2021 gaben nur 24 Prozent der Befragten an, dass sie das als unangenehm/störend empfunden haben, 2023 sind es 41 Prozent.

Im Altersvergleich stechen die 18- bis 29-Jährigen heraus: Hier geben 91 Prozent an, dass sie an vergangenen Tagesausflügen etwas als unangenehm/ störend empfunden haben. Mit zunehmendem Alter fällt der Wert ab, bei den 70- bis 74-Jährigen haben noch etwa die Hälfte der Befragten etwas als unangenehm/störend empfunden.

Trotz der Unannehmlichkeiten haben 71 Prozent der Befragten den Plan für den Tagesausflug dennoch weiterverfolgt. 20 Prozent sind zwar vor Ort geblieben, jedoch einer anderen Aktivität nachgegangen, 16 Prozent sind zu einem anderen Ziel gefahren und fünf Prozent sind nach Hause gefahren.

Informationsverhalten von Tagesausflügler*innen

Bei der Frage, wie und ob sich die Studienteilnehmer*innen vor einem Tagesausflug über die Situation vor Ort informieren, antworten 78 Prozent, dass sie sich grundsätzlich vorab informieren. 51 Prozent informieren sich dabei über das Wetter im Internet oder per App, 36 Prozent über die Eintrittspreise und Öffnungszeiten und 28 Prozent über die Aktivitäten vor Ort. Knapp ein Fünftel der Befragten informiert sich vorab nicht über die Situation vor Ort.

Der Anteil an Personen, die sich vor einem Tagesausflug über die Situation vor Ort informieren, nimmt mit zunehmendem Alter ab. Informieren sich noch 87 Prozent der 18- bis 29-Jährigen vorab, sind es bei den 70- bis 74-Jährigen noch 64 Prozent. Bei dieser Altersgruppe scheint vor allem das Wetter eine wichtige Rolle zu spielen, 50 Prozent informieren sich vorab darüber (Internet/ App).
Personen, die angegeben haben, dass sie sich vorab nicht informieren, wurden nach den Gründen befragt. Ein Viertel gibt an, dass sie keinen Grund darin sehen oder es nicht für nötig erachten. Wiederum ein Viertel antwortet, dass sie gerne spontan sind und fahren, wann sie wollen und sich deshalb vorab nicht informieren und knapp ein Fünftel sagt, dass sie sich vor Ort gut auskennen und sich deshalb nicht vorab über die Situation informieren müssen.

Akzeptanz von Besucherlenkungsmaßnahmen

Die Proband*innen wurden nach der Akzeptanz verschiedener Maßnahmen befragt, um das Overcrowding-Phänomen einzuschränken. Die Ergebnisse sind im Vergleich zum Jahr 2020/2021 sehr ähnlich ausgefallen.

Beschränkter Zugang zu touristischen Attraktionen / Einführung von Besucherobergrenzen

2023 - 40%
2020/2021 - 44%

Buchung von Tickets vor Antreten des Tagesausfluges

2023 - 38%
2020/2021 - 34%

Einführung gesetzlicher Sanktionen, wie z.B. Bußgelder für Fehlverhalten der Touristen

2023 - 36%
2020/2021 - 34%

Anweisungen durch Naturranger

2023 - 33%
2020/2021 - 30%

Buchung von Parkplätzen vor Antreten des Tagesausfluges

2023 - 28%
2020/2021 - 27%

Anweisungen durch Polizei/Feuerwehr

2023 - 27%
2020/2021 - 34%

Basis: n=2.020

Die größte Akzeptanz findet in beiden Befragungszeiträumen die Maßnahme „Beschränkter Zugang zu touristischen Attraktionen/ Einführung von Besuchergrenzen“, mit 44 Prozent im Jahr 2020/2021 und 40 Prozent 2023.

Die Maßnahmen mit der wenigsten Akzeptanz im Jahr 2023 sind: „Schließung von Orten/Sehenswürdigkeiten“ (14 Prozent); „Sperrung von Straßen“ (15 Prozent); „Einführung von Eintrittspreisen für starke besuchte Städte/Tourismusorte“ (15 Prozent); „Sperrung von Parkplätzen“ (16 Prozent) und „Höhere Parkgebühren“ (16 Prozent).

Im Altersvergleich kann festgestellt werden, dass in der Gruppe der 18- bis 49-Jährigen die Maßnahme „Buchung von Tickets vor Antreten des Tagesausflugs“ eine höhere Akzeptanz findet als in der Altersgruppe der 50- bis 74-Jährigen. In letzterer Gruppe finden die Maßnahmen zu einem beschränkten Zugang und die Einführung gesetzlicher Sanktionen eine höhere Akzeptanz.

Fazit

  • Nach dem Ende der Covid-19-Pandemie ist die Zahl der Tagesausflüge in Bayern wieder angestiegen. Personen mit Kindern bis 15 Jahre im Haushalt unternehmen häufiger Tagesausflüge als Personen ohne Kinder. Auch bei den Motiven für einen Tagesauflug gibt es deutliche Veränderungen im Vergleich zu 2020/2021.
  • Das Auto ist weiterhin das meist genutzte Verkehrsmittel für Tagesausflüge in Bayern. Auch hier gibt es eine Veränderung im Vergleich zu 2020/2021 bei der Nutzung von Bus und Bahn. Diese ist etwas angestiegen, wird allerdings immer noch sehr wenig für Tagesausflüge genutzt. Ein Grund könnte der limitierte Zugang zum ÖPNV, gerade im ländlichen Raum sein.
  • Bei den Störfaktoren ist auffällig, dass der Faktor „überteuerte Preise“ häufiger im Vergleich zu 2020/2021 genannt wird. Dies könnte in Zusammenhang mit der anhaltenden Inflation und den weiter steigenden Preisen in allen Lebensbereichen stehen. In einer BZT-Umfrage zum Thema „Winterurlaub 2022/2023“ zeichnete sich bereits ab, dass die gestiegenen Preise eine Belastung darstellen.
  • Bei der Akzeptanz von Besucherlenkungsmaßnahmen wird deutlich, dass die ältere Generation vorab Online-Buchungen nur geringfügig annimmt. Diese Altersgruppe informiert sich auch weniger über die Lage vor Ort, per App oder Online, vor Antritt eines Tagesausflugs.
  • Die größte Akzeptanz von Maßnahmen gegen Overcrowding finden Zugangsbeschränkungen bzw. Besucherzahlenregulierungen. Dieses Ergebnis spiegelt auch die Frage nach den Störsituationen bei Tagesausflügen wider. Hier geben über ein Drittel der Personen an, dass zu viele Menschen als störend empfunden werden. Auch das Thema „lange Wartezeiten“ könnte mit einer Besucherobergrenze und einer „Buchung von Tickets vor Antreten des Tagesausfluges“ verbessert werden.

Methodik

Befragungszeitraum:
25.09.2023 bis 11.10.2023

Zielpersonen/Stichprobe:
Die Grundgesamtheit dieser Untersuchung umfasst Männer und Frauen im Alter von 18-74 Jahren in Bayern. Der Umfang dieser Gesamtheit beträgt ca. 9.400.000 Personen (deutschsprachige Bevölkerung). Daraus wurde eine repräsentative Stichprobe im Umfang von 2.020 Personen gezogen.

Durchführung der Studie:
GfK

Methode:
Dieser Untersuchung liegt methodisch eine Quotenstichprobe zugrunde. Die Ermittlung der Quoten erfolgte auf der Basis amtlicher Statistiken (Mikrozensus 2021) sowie eigener GfK-Berechnungen. Zur Gewährleistung einer repräsentativen Stichprobe werden die Merkmale Geschlecht, Alter, Bundesland, Ortsgröße und Haushaltsgröße quotiert. Die Befragung der Panel-Teilnehmer*innen erfolgte anhand eines strukturierten Fragebogens per CAWI (Computer Assisted Web Interview), also online.

Auswahl der Proband*innen:
Auf Grundlage der aktuellen MediaAnalyse wurden die Teilnehmer*innen aus den Accesspanels von Cint und Netquest (GfK) per Quota-Auswahl rekrutiert. Die Proband*innen beim Netquest-Panel werden per Email-Benachrichtigung zur Befragung eingeladen. Bei den Teilnehmer*innen der Cint-Panels werden die Panelist*innen beim Einloggen auf die passende Studie geleitet. Itembatterien wurden randomisiert abgefragt.

Weitere Anmerkung:
Itembatterien wurden randomisiert abgefragt.

Alle Ergebnisse der Umfrage