KAMINGESPRÄCH

Die letzte Meile: Mobilitätstrategien für Tourismusregionen

Bayrischzell I 27. Juli 2023

Die sogenannte „letzte Meile“ ist häufig ein Problem bei der Entwicklung von Mobilitätsstrategien in Tourismusregionen. Wie können auch weniger frequentierte Orte oder Sehenswürdigkeiten oder der Startpunkt einer Wanderung an den ÖPNV angebunden werden? Im Kern sind die Anforderungen in vielen Destinationen ähnlich, dennoch gibt es auch Spezifika in Mobilitätskonzepten, die regional unterschiedlich sein können. Welche Ansätze gibt es schon und welche Herausforderungen bringt die Planung und Umsetzung einer Mobilitätsstrategie mit sich?

Um einen Überblick über schon existierende Lösungen zu geben, gaben Vertreter*innen aus verschiedenen oberbayerischen Regionen Einblick in ihre Erfahrungen bei der Entwicklung und Umsetzung von Mobilitätskonzepten. Die Poster sind als PDFs abrufbar (s. u.).

Das Kamingespräch wurde in Kooperation mit dem Tourismusverband Oberbayern München e.V. veranstaltet.

VORTRAG

Prof. Dr. Harald Kipke

Technische Hochschule Nürnberg

Kernaussagen
  • On-Demand-Lösungen werden oft als Ausweg genutzt, um keine „echten“ ÖPNV-Lösungen anbieten zu müssen.
  • Der Fokus sollte (auch) auf den Anreiseweg der Tourist*innen gelegt werden, da die meisten Auto-Reisenden auch innerhalb der Destination ihr eigenes Fahrzeug nutzen.
  • Eine häufige Taktung der Mobilitätsangebote ist relevanter als eine kurze Fahrzeit.
  • Die Angebotsbuchung muss einfach und zugänglich gestaltet sein (Sichtbarkeit/Buchbarkeit über bestehende Apps, Integration in die vorhandene Tarifstruktur).
  • Der ÖPNV muss ein Grundangebot darstellen. Dabei müssen Leerfahrten zur Normalität werden, damit die Nutzer*innen vertrauen in das Angebot bekommen.

Ergebnisse des Workshops

  • Ein Problem sind ungeklärte Zuständigkeiten bei der Finanzierung von Mobilitätskonzepten.
  • Mit höheren Parkgebühren könnte eine Finanzierung des ÖPNV gewährleistet werden (stößt bei Bevölkerung oft auf Unmut).
  • Es gibt keinen politischen und gesellschaftlichen Konsens darüber, wer für Mobilität zuständig ist.
  • On-Demand-Konzepte ergänzen andere Mobilitätskonzepte, sollten aber keine Substitute darstellen (sehr hoher Finanzierungsaufwand).
  • Durch die Nutzung von On-Demand-Services kann ein Überblick über den Mobilitätsbedarf in der Region geschaffen werden.
  • Der Fokus sollte weg von fahrzeugorientiertem Denken (Car-Sharing: Wie kommen Fahrzeuge von Hot-Spots zurück in die Gemeinden?).
  • Anschlüsse an den ÖPNV müssen durch Mobilitätskonzepte gewährleistet werden.
  • Viele Ideen scheitern an gewerblichen und politischen Hürden.
  • Gute Beispiele: Vorarlberg (Parkgebühren), Vilsalpsee und Amsterdam (nur noch mit Bus erreichbar), ÖPNV Südtirol (gute Taktzeit und gut ausgebaut)
  • Eine Zentralisierung der Mobilität würde Abhilfe schaffen (Lieferservice auf dem Land, z. B. mit leeren Bussen).
  • Die wichtigsten Faktoren für den Erfolg eines Mobilitätskonzeptes sind Akzeptanz, die Attraktivität des Angebots und eine gesicherte Finanzierung.
  • Auch hier stellt der Fachkräftemangel ein Problem bei der Umsetzung von Mobilitätskonzepten dar (fehlende Busfahrer).
  • Es gibt eine Diskrepanz zwischen Mobilitätsanforderungen/-angeboten zwischen Stadt und Land.

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