KAMINGESPRÄCH

Zwischen Lockdown und Recovery – Tourismus in Bayern

virtuell I 23. Juli 2020

GASTREFERENTIN

Magdalena Lexa

Geschäftsführerin OBS
OBS – Online Buchungs Service GmbH

Die Zeit nach dem Lockdown führt besonders bei Klein- und Kleinstbetrieben dazu, sich im Bereich der Online-Buchung neu aufzustellen.

Magdalena Lexa

GASTREFERENT

Ulrich N. Brandl

Hotelier
Ulrichshof

Wenn es tatsächlich eine zweite Welle gibt, ist es notwendig, dass jeder Betrieb individuelle Lösungen umsetzen darf – statt pauschale Maßnahmen übergestülpt zu bekommen.

Ulrich N. Brandl

GASTREFERENT

Michael Lidl

Geschäftsführender Partner
Treugast Solutions Group

Wir befinden uns am Anfang einer Krise, die noch drei bis vierJahre dauern wird. In dieser herausfordernden Zeit werden die Grundlagen gelegt, um den Aufschwung danach mitnehmen zu können.

Michael Lidl

GASTREFERENT

Dr. Thomas Geppert

Landesgeschäftsführer
DEHOGA Bayern

Maske und Abstand war im März. Jetzt geht es um innovative Konzepte, wie zum Beispiel Luftzerstäuber, um auf den Herbst/Winter – ohne Impfstoff – vorbereitet zu sein.

Dr. Thomas Geppert

Zusammenfassung

Zum Thema „Zwischen Lockdown und Recovery – Tourismus in Bayern“ diskutierte das Bayerische Zentrum für Tourismus mit touristischen Leistungsträgern. Die Gäste schilderten ihre Erfahrungen der vergangenen Monate mit dem Lockdown und zum Re-Opening. Deutlich wurde, wie unterschiedlich die Branche von der Corona-Krise betroffen ist: Der Stadt- und Messe-/Kongresstourismus leidet deutlich stärker als der Ferientourismus. Limited-Service-Konzepte laufen schneller wieder an als Full-Service-Konzepte. Besonders autarke Wohneinheiten wie Ferienwohnungen profitieren, wobei bei vielen Klein- und Kleinstbetriebe der Bedarf deutlich wird, die Online-Präsenz auf- beziehungsweise auszubauen.

Die Gastreferenten/innen waren sich einig, dass ein zweiter Lockdown in Folge einer zweiten Corona-Welle für viele Betriebe der Branche das Aus bedeuten würde. Daher sollten Beschränkungen in Folge der Infektionslage nur noch lokal vorgenommen werden dürfen. Individuelle Regelungen unter Berücksichtigung des Infektionsgeschehens und ausschließlich lokal begrenzte Abriegelungen im Sinne von Stufenplänen („atmende Strategie“) würde dem gesamten Tourismus mehr Planungssicherheit geben. Zudem sollte den Betrieben die Möglichkeit gegeben werden, Hygiene- und Schutzmaßnahmen individuell umzusetzen.

In der Diskussion mit dem Plenum wurde angemerkt, dass den Betrieben in dieser Zeit sehr viel abverlangt wird: Neben dem Umgang mit finanziellen Schwierigkeiten, müssen Strukturen überdacht und der Betrieb gegebenenfalls neu ausgerichtet werden.

Die mitunter sehr gute Besuchs- und Buchungssituation dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass Marketing und Investitionen in touristische Infrastruktur weiterhin sehr wichtig sind. Regionalität rückt in diesen Zeiten in vielerlei Hinsicht in den Mittelpunkt. Die Reisebeschränkungen haben zu einem steigenden Tagestourismus geführt, der auf der einen Seite für touristisch geprägte Regionen notwendig ist, sie auf der anderen Seite aber zugleich vor große Herausforderungen stellt. Hier ist eine frühzeitige Kommunikation mit dem Gast ein wichtiges Instrument zur Besucherlenkung, um überfrequentierte touristische Hotspots zu vermeiden.

Deutlich wurde, dass Kredite nicht zwangsläufig die Rettung für die Branche bedeuten. Viel wichtiger wären Entschädigungszahlungen für die Zeit der unverschuldeten Betriebsschließungen. Daran anschließend wurde über Preissteigerungen und über die Verwendung der monetären Effekte der Mehrwertsteuersenkung diskutiert. Einig waren sich alle Beteiligten, dass Preissteigerungen in der jetzigen Situation richtig, weil unabdingbar, sind. Reisen wurden bisher oftmals unter Wert verkauft – das muss sich ändern. Wenn sich Reisen verteuert, wird auch die Wertschätzung für den Tourismus und die Branche zunehmen. Jetzt sind zudem Preiserhöhungen die einzige Möglichkeit, notwendige Gewinne zu erzielen, um etwa das Personal besser zu entlohnen oder die Qualität des Angebots zu steigern. Zudem ist die Bereitschaft mehr zu zahlen bei den Gästen hoch, wenn der Grund der Erhöhung klar kommuniziert wird, beispielsweise eine Corona-Pauschale für den Hygiene-Mehraufwand. Inwieweit die Gäste oder die Betriebe von der Mehrwertsteuersenkung profitieren sollen, wurde kontrovers diskutiert.

In der Abschlussrunde wurde die Wichtigkeit einer engen Zusammenarbeit der Leistungsträger in den Destinationen, eine gemeinsame Stimme in der Krise sowie ein Austausch zwischen Praxis und Wissenschaft betont. Darüber hinaus muss an der Professionalisierung der Branche weitergearbeitet werden, um in der Zukunft entsprechend gut aufgestellt zu sein. Als wichtige Handlungsfelder wurden in diesem Zusammenhang identifiziert:

Die Krise zu nutzen, um…

  • … ein auf die Corona-Krise abgestimmtes Marketing und eine entsprechende gemeinsame Kommunikation zu entwickeln.
  • … Gäste zu binden, die den Urlaub bisher im Ausland verbracht haben und nun im eigenen Land coronabedingt Urlaub machen.
  • … Tagestourismus als notwendig zu betrachten und zugleich in einem gesunden Rahmen zu halten.
  • … Online-Buchbarkeit in allen Betrieben zu ermöglichen.