MANAGEMENT SUMMARY

Schlagworte: Corona-Pandemie, Zielgruppen und Märkte

Pandemics, tourism and global change: a rapid assessment of COVID-19

Titel: Pandemics, tourism and global change: a rapid assessment of COVID-19
Autoren: Stefan Gössling, Daniel Scott, C. Michael Hall
In: Journal of Sustainable Tourism
Herausgeber: InformaUK Limited, trading as Taylor & FrancisGroup
Veröffentlichung: 27.04.2020
Link: https://www.tandfonline.com/doi/pdf/10.1080/09669582.2020.1758708

Bereits heute wird deutlich, dass die Corona-Krise mit den Krisen der Vergangenheit nicht zu vergleichen ist. Die Auswirkungen sind von nie dagewesener Tragweite. Es gibt viele Anzeichen dafür, dass COVID-19 den Tourismus verändern wird. Stefan Gössling, Daniel Scott und C. Michael Hall beleuchten in ihrem Aufsatz „Pandemics, tourism and global change: a rapid assessment of COVID-19“ die Herausforderungen und Chancen der Krise. Wir haben die wesentlichen Aussagen des Beitrags zusammengefasst.

Kernaussagen

  • Der Tourismus in seiner gegenwärtigen Form ist nicht widerstandsfähig. Insbesondere Überkapazitäten im Flugverkehr und im Beherbergungsbereich, Wettbewerbsverzerrungen durch staatliche Subventionen, die Deregulierung und Liberalisierung von Märkten, sowie das Desinteresse der Politik an aktuellen Entwicklungen im Tourismus erhöhen den Druck auf Rentabilität und Liquidität.
  • Als Folge der globalen Veränderung (schnell wachsende und mobile Weltbevölkerung, Urbanisierung, industrialisierte Produktion von Nahrungsmitteln in globalen Wertschöpfungsketten, globale Transportwege, Klimawandel etc.) steigt die Gefahr auftretender Epidemien/Pandemien.
  • Das Reisen und der Tourismus tragen auf der einen Seite zur Ausbreitung von Krankheiten und damit einhergehenden negativen wirtschaftlichen Folgen bei und auf der anderen Seite treffen diese Auswirkungen die Branche mit am stärksten.

Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen

  • Es ist kritisch zu hinterfragen, ob Erfolg im Tourismus auch zukünftig lediglich anhand des Wachstums gemessen werden sollte. Die aktuellsten Herausforderungen – etwa der „Overtourism“ und Klimawandel und die derzeitige Corona-Pandemie – zeigen, dass dieses Model veraltet ist.
  • Die Widerstandsfähigkeit des Tourismussystems sollte hinsichtlich aller oben genannten Herausforderungen hinterfragt werden.
  • Die aktuelle Pandemie macht auf mangelnde soziale Absicherung und Arbeitsplatzunsicherheit im Tourismus aufmerksam. Niedrig bezahlte Arbeitsplätze im Tourismus sind unverhältnismäßig stark von den Folgen der momentanen Pandemie betroffen.
  • Es muss ein besseres Verständnis für die Rolle des Tourismus in Bezug auf Pandemien entwickelt werden. So muss der Tourismus, insbesondere der Flugverkehr, Teil eines neuen, international ausgelegten Monitorings werden und über schnell umsetzbare Reaktionspläne verfügen. Der Flugverkehr trägt nicht nur zur Verbreitung von Viren bei und erhöht somit die Wahrscheinlichkeit zukünftiger Pandemien, sondern belastet zusätzlich das Ökosystem.
  • Es ist notwendig, globale Wertschöpfungsketten zu überdenken.

Fazit

Die Corona-Krise konfrontiert die Tourismusindustrie, die politischen Entscheidungsträger/innen und Tourismusforscher/innen mit den systematischen Herausforderungen eines globalisierten Tourismus. Die aktuelle Krise birgt die Chance, gemeinsam aus der Situation zu lernen und die Transformation hin zu einem nachhaltigeren Tourismus zu beschleunigen. Es ist dringend notwendig nach der Krise nicht zum „Business as usual“ zurückzukehren. Auf der individuellen Ebene regt sie den Einzelnen dazu an, etwa die Notwendigkeit von Geschäftsreisen zu überdenken und neue Arbeitsmodelle in Betracht zu ziehen (Homeoffice).