KAMINGESPRÄCH

Wintertourismus und Klimawandel

Oberstdorf I 22. November 2023

Der Klimawandel verändert den Wintertourismus nachhaltig, was zunehmend ein Umdenken in der Branche erfordert. Die Auswirkungen des Klimawandels, die beispielsweise zu kürzeren Saisons und/oder ihrer zeitlichen Verschiebung führen können, werden auch in der Region Allgäu/Bayerisch-Schwaben immer bemerkbarer und machen die Notwendigkeit zum Dialog zwischen touristischen Akteuren bezüglich der Identifikation verschiedener Optionen zur zukünftigen touristischen Ausrichtung deutlich.  Dabei stehen Möglichkeiten zur Anpassung sowie zur nachhaltigen Diversifizierung des bestehenden Angebots im Zentrum des Handlungsspektrums.

Vor dem Hintergrund der diversen geografischen und zielgruppenspezifischen Gegebenheiten verschiedener Regionen sind individuell angepasste Lösungsansätze erforderlich – welche einerseits Chancen, andererseits aber auch zahlreiche Herausforderungen mit sich bringen können, wobei im Idealfall die Lebensraumgestaltung, der Umweltschutz sowie die Wirtschaftlichkeit in Einklang stehen sollten.

Wie genau gestalten sich die Konsequenzen des Klimawandels für den Wintertourismus in der Region Allgäu/Bayerisch-Schwaben und was bedeutet das für die Nachfragestruktur? Wie ist die Region touristisch für diesen klimatischen Wandel kurz- bis mittelfristig aufgestellt? Welche Anpassungsmaßnahmen sind notwendig und umsetzbar? Und wo lassen sich Grenzen der Anpassung erkennen?

Das Kamingespräch wurde in Kooperation mit dem Tourismusverband Allgäu/Bayerisch-Schwaben e. V. veranstaltet.

AUS DER WISSENSCHAFT

Prof. Dr. Robert Steiger

Universität Innsbruck

AUS DER PRAXIS

AUS DER PRAXIS

Jörn Homburg

Leiter Marketing und Nachhaltigkeits-Spezialist
Oberstdorf Kleinwalsertal Bergbahnen

Kernaussagen

  • Der Klimawandel wird den Wintertourismus nachhaltig verändern, weshalb über kurz-, mittel- und langfristige Anpassungsmaßnahmen nachgedacht werden muss.
  • Destinationen und Leistungsträger müssen sich damit auseinandersetzen, dass sich die winterlichen Rahmenbedingungen für den Tourismus ändern.
  • Es gibt keine „One-Size-fits-All“-Lösung: Jede Destination sollte individuelle Anpassungsmaßnahmen ergreifen.
  • Da die Medienlandschaft auch die Wahrnehmung des Wintertourismus/Alpinsporttourismus stark beeinflusst, müssen sich Destinationen auf die Entwicklung einer holistischen und transparenten Kommunikationsstrategie fokussieren.
  • Eine Anpassung an den Klimawandel passiert nicht über Nacht: Die Umstellung oder ggf. „Refokussierung“ sollte als fortlaufender Prozess gesehen werden und benötigt eine klare Strategie.
  • Im Nachhaltigkeitskontext stellt die Mobilität bzw. die An- und Abreise einen zentralen Punkt dar, der alle betrifft und den es zu berücksichtigen gilt.

Ergebnisse der Workshops

Um zugleich Anbieter- und Nachfrageperspektiven auf die zugrundeliegende Thematik einzufangen, wurde das Auditorium in zwei „Rollen“-Gruppen (Leistungsträger/Destinationen und Nachfrager) aufgeteilt. Jede Gruppe wurde anschließend nochmals in „Optimisten“ und „Pessimisten“ zweigeteilt, welche die Aufgabe hatten, folgende Leitfragen aus der Perspektive ihrer jeweils zugeteilten Rolle kontrovers zu diskutieren:

  • Welche Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel müssen zeitnah vorgenommen werden, bei welchen kann man sich Zeit lassen?
  • Wo sind die „roten Linien“ für Anpassungsmaßnahmen, d.h. welche sind akzeptabel, welche nicht?
  • Welche Unterstützung/Hilfen und ggf. durch wen werden benötigt, um die Entwicklung des Wintertourismus zukünftig positiv zu gestalten?

Resultat der beiden Einzelworkshops sollte (im Idealfall) eine Einigung der „Optimisten“ und „Pessimisten“ auf eine gemeinsame Position sein. Im Anschluss wurden diese Positionen jeweils von der Gruppe der Leistungsträger/Destinationen und der Gruppe der Nachfrager im Plenum vorgestellt, mit dem finalen Ziel, beide Perspektiven in einem gemeinsamen Konsens zu vereinen. Dieser lässt sich wie folgt zusammenfassen:

  • Die Entwicklung einer CO2-neutralen Customer Journey sollte unter besonderer Berücksichtigung der An- und Abreise vorgenommen werden.
  • Die ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit darf nicht zur überproportionalen Preiserhöhung bei allen Leistungsträgern und zu einer rückläufigen Tourismusakzeptanz bei den Einheimischen führen.
  • Klimawandelbedingte Anpassungsprozesse sollten durch Subventionen und wissenschaftliche Begleitung unterstützt werden.

Downloads

Impressionen