KAMINGESPRÄCH

Chancen für kleine, historische Städte im touristischen Wettbewerb

Allmannshofen I 11. Juni 2024

Städtereisen erfreuen sich großer Beliebtheit. Laut der Städtereisestudie 2023/2024 des Europäischen Tourismus Instituts reisten acht von zehn Befragten der DACH-Region in den letzten drei Jahren in eine Stadt. Auch für Tagesausflüge sind Städte ein beliebtes Ziel, wie Studien des Bayerischen Zentrums für Tourismus zeigen. Aber welche Faktoren zählen zu den Must-haves im Städtetourismus? Welche Nice-to-haves profilieren eine Stadt im touristischen Wettbewerb? Wie unterscheiden sich die Anforderungen des Tages- vom Übernachtungstourismus? Um die Thematik aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten, hat das BZT in Kooperation mit dem Tourismusverband Allgäu/Bayerisch-Schwaben Referenten aus Wissenschaft und Praxis eingeladen.

Referenten aus Wissenschaft und Praxis

Prof. Dr. Alfred Bauer

Bayerisches Zentrum für Tourismus

Kernaussagen
  • 44 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung, die generell verreisen, verbringen gerne ihre Urlaubsreise in Städten.
  • Unter denjenigen, die bereits einen Urlaub in Bayern verbracht haben, haben 26 Prozent angegeben, gerne eine Stadt als touristisches Ziel zu besuchen.
  • Blickt man auf den Tagestourismus zeigt sich, dass 43 Prozent der bayerischen Bevölkerung, die Tagesausflüge unternommen haben, eine Stadt besucht haben.
  • Zu den Hauptmotiven für Tagestouristen aus Bayern zählen die Durchführung von Aktivitäten wie Wandern und Radfahren, die Besichtigung von Attraktionen und Sehenswürdigkeiten, der Besuch von Freunden und der Familie sowie das Shoppen bzw. Einkaufen.
  • Hauptsächlich reist der bayerische Tagesgast mit dem eigenen Auto.
  • Rund drei Viertel der Tagesausflüge liegen in einem Radius von maximal 100 Kilometern.
  • Am häufigsten unternehmen die bayerischen Befragten Tagesauflüge am Wochenende.

Dr. Jörg Christöphler

Rothenburg Tourismus Service

Kernaussagen
  • Als touristischer Schnittpunkt von Burgen und romantischer Straße, sowie an der Kreuzung von drei Jakobswegen verfügt Rothenburg ob der Tauber über ca. 60 Hotels und ca. 120 gastronomische Betriebe. Bei rund 3.000 Betten liegt die durchschnittliche Bettenauslastung bei 50 Prozent.
  • Bei der Wahl der Zielgruppe gilt es zu berücksichtigen, dass je nach Entfernung des Quellmarkts zur Destination andere Anforderungen an das touristische Produkt entstehen.
  • Im städtetouristischen Marketing spielen neben den Alleinstellungsmerkmalen „vermarktbare Charaktere“ eine entscheidende Rolle.
  • Verbände und Kooperationen sind bei der Vermarktung einer Stadt essenziell.

Ergebnisse der Workshops

Um zugleich den Übernachtungs- als auch den Tagestourismus im Rahmen der zugrundeliegenden Thematik zu berücksichtigen, wurde das Auditorium in zwei Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe hat sich dabei mit denselben Fragestellungen beschäftigt und Aspekte zu den potenziellen Zielgruppen, Alleinstellungsmerkmalen und Basics aber auch zu Problemen und Hemmnissen gesammelt. Anschließend wurden die Informationssammlungen vorgestellt und der Blick auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede gerichtet. Die Ergebnisse der Workshops lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Zielgruppen & Marktareal
  • Neben älteren Gästen und Familien reisen vermehrt Wohnmobil-Gäste in die Städte.
  • Die Teilnehmenden führen auf, dass zudem Gäste aus dem Raum München als Zielgruppe angesprochen werden sollen
Must-have, Nice-to-have oder Alleinstellungsmerkmal
  • Die Städte weisen oftmals ein umfangreiches Angebot an Basics für Übernachtungs- als auch Tagesgäste auf.
  • Auch Alleinstellungsmerkmale wie z. B. das LEGOLAND ermöglichen einigen Städten eine Differenzierung von Wettbewerbern.
  • Dennoch wünschen sich die Teilnehmenden eine Vergrößerung des touristischen Angebots (z. B. weitere Veranstaltungsräume, ausgefallene Museen oder größere Hotels).
  • Bewusstsein/Stolz für die eigene Stadt bei den Einwohnerinnen und Einwohnern schaffen.
  • Städtekooperationen wie „Stadthüpferl“ forcieren.
  • Stadt-Umland-Kooperationen schaffen.
Probleme und Hemmnisse
  • Problematisch werden eingeschränkte Öffnungszeiten oder das gänzliche Fehlen von Tourist-Informationen, kulturellen Einrichtungen und des gastronomischen Angebots angesehen.
  • Eine wachsende Anzahl an Leerständen im Einzelhandel führt zu einem reduzierten Angebot an Shoppingmöglichkeiten in den Städten.
  • Es fehlt oftmals am Tourismusbewusstsein bei den Einwohnern als auch bei den jeweiligen politischen Instanzen.
  • Als weitere Hemmnisse führen die Teilnehmenden ein gekürztes Budget, die fehlende Bereitschaft der Leistungsträger sowie ein ausbaufähiges ÖPNV-Netz auf.

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