MANAGEMENT SUMMARY

Schlagworte: Besucherlenkung

Visitor flows, trajectories and corridors: Planning and designing places from the traveler’s point of view

Titel: Visitor flows, trajectories and corridors: Planning and designing places from the traveler’s point of view
Autor/innen: Pietro Beritelli, Stephan Reinhold, Christian Laesser
Fachzeitschrift: Annals of Tourism Research
Verlag: Elsevier
Erscheinungsjahr: Mai 2020, Vol. 82
DOI: https://doi.org/10.1016/j.annals.2020.102936

Die Entscheidung für eine Reise, die Durchführung der Reise und das Verhalten von Touristen resultiert aus sozialen Mechanismen. Alle Entscheidungen erzeugen ein individuelles oder kollektives Verhalten, welches zu Besucherströmen führt – ein Phänomen, welches physischen, mentalen und sozialen Raum vereint. Frühere Beiträge haben gezeigt, dass sich anhand der Aktivitäten von Besucher*innen Reiseströme identifizieren lassen. Sie haben aber nicht analysiert, wie soziale Mechanismen Besucherströme formen.

Die Autoren erweitern eben diese Betrachtung, indem sie erklären, wie Reiseabläufe und Aktivitäten, die aus Reiseentscheidungen resultieren, Besucherströme erzeugen und diesen eine zeitliche und eine räumliche Struktur geben. Weiterhin beschreibt das Model, wie Angebot und Nachfrage zusammenspielen, um Besucherverhalten über Besucherströme, Korridore und Laufbahnen zu erzeugen. So entsteht eine weitaus dynamischere Betrachtung, die unter Einbeziehung der unterschiedlichen Aspekte genauere Rückschlüsse auf die Entstehung von Besucherströmen zulässt.

  • Korridore (corridors) sind Passagen, die durch bestimmte Objekte, Gebäude, Attraktionen etc. gebildet werden beziehungsweise entstehen. Besucher*innen führen Aktivitäten an Attraktionspunkten oder in der Nähe dieser Punkte aus.
  • Laufbahnen (trajectories) entstehen durch die Bewegungen von Besucher*innen oder Einheimischen zu den Objekten innerhalb des Korridors. Besucher*innen visieren Punkte in ihrem Sichtfeld des Korridors an, um sich dann über Zwischenpunkte in diesem Korridor zu bewegen. Viele Besucher*innen folgen dabei der Laufbahn anderer Reisender zeitgleich oder verfolgen die Laufbahn, die andere Reisende bereits vor ihnen verfolgt haben.
  • Besucherströme (visitor flows) entstehen durch kollektive Erlebnisse ähnlicher Art innerhalb eines Korridors, der von mehreren Besucher*innen oder Einheimischen gleichzeitig oder nacheinander besucht wird.

© P. Beritelli et al., in: Annals of Tourism Research 82 (2020)

Kernaussagen

  • Tourismusplanung konzentriert sich häufig auf Besucher*innen und vernachlässigt oftmals Einheimische, die aber dieselben Ressourcen und öffentlichen Räume nutzen wie Besucher*innen.
  • Tourismusplaner*innen sollten sich auf das Verhalten von Akteur*innen (Besucher*innen, Einheimische etc.) in einem Raum konzentrieren, anstelle den Raum in verschiedene Funktionen zu unterteilen und Akteur*innen diesen zuzuordnen.
  • Eine Analyse und Konzeption von Räumen unabhängig ihrer Nutzung (Beispiel: Arbeitsraum, Freizeitraum, Lebensraum, Verkehrsraum, Einkaufsraum) führen oft zu Problemen, da Menschen und deren Handlungen nur schwer einem Raum zugeordnet werden können.
  • Das Verständnis der Komplexität und Dynamik des Zusammenspiels von Besucher*innen und besuchtem Ort ist von zentraler Bedeutung für eine differenzierte und sinnvolle Analyse und Planung.
  • Die Elemente, die einen sogenannten Korridor bilden, sind die Grundbausteine für das Erlebnispotenzial einer Destination. Je stärker entsprechende Elemente (POIs) gestaltet sind oder werden, umso besser können Besucherströme nachvollzogen werden.
  • Die Autoren empfehlen die Förderung möglichst vieler unterschiedlicher Aktivitäten in einem Raum und diese über entsprechende Mobilitätsangebote zu verknüpfen und eine transparente Information zu gewährleisten.

Daraus lassen sich drei zentrale Herausforderungen für das Management (touristischer) Räume ableiten:

  • IT-basierte Instrumente zur Erfassung von Besucherdaten und Methoden zur Analyse der Daten können das Verhalten von Besucher*innen nicht vollumfänglich erklären beziehungsweise voraussagen.
  • Die Planung und Entwicklung für touristische Orte sind an bestehende Attraktionen und Aktivitäten gebunden.
  • Auswirkungen gezielter gestalterischer Eingriffe – wie die Schaffung neuer Angebote oder Maßnahmen zur Besucherlenkung – lassen sich nicht vollständig vorhersagen.