KAMINGESPRÄCH

Open Data im Tourismus und Knowledge Graph

Nürnberg I 10. März 2020

AUS DER WISSENSCHAFT

Prof. Dr. Guido Sommer

Hochschule Kempten
Professor für Betriebswirtschaftslehre und Marketing im Tourismus

 

Neben der Netzabdeckung, die als digitale Infrastruktur von Bedeutung ist, geht es um die ,Infrastruktur digitaler Daten‘

Prof. Dr. Guido Sommer

Kernaussagen
  • Das Bedürfnis von User/innen schnell auf relevante und aktuelle Informationen im Internet zugreifen zu können ist sehr hoch.
  • User/innen rufen neben Destinationswebsites, die häufig aktuelle Informationen (wie etwa Wegsperrungen, Öffnungszeiten, Fahrpläne) zum Ort anzeigen, häufig Portalwebseiten auf, die genau diese aktuellen Informationen nicht kennen.
  • DMOs stehen zunehmend vor der Aufgabe, relevante und aktuelle Daten zur Verfügung zu stellen. Der Datenfluss sollte in einer organisierten und offenen digitalen Infrastruktur stattfinden. Dabei entsteht auch die Notwendigkeit einer richtigen Ontologie, also das einheitliche Bereitstellen von Daten.
  • Die BayernCloud ist eine im Aufbau befindliche digitale Plattform. Die Allgäuer Tourismusbranche fungiert dabei als Pilotgruppe. Ziel der BayernCloud ist es, eine zuverlässige Inforamtionsarchtiektur aufzubauen, um kleine und mittelständische Unternehmen digital anzubinden.

AUS DER PRAXIS

Christian Klingler

Tirol Werbung, Innsbruck
Daten- und Innovati­ons­projekte

Radwege sind kein Staatsgeheimnis.

Christian Klingler

Kernaussagen
  • Es gibt in der Tourismusbranche Vorbehalte, „wertvolle“ Daten (etwa Ortsinformationen, Bilder) digital zu veröffentlichen.
  • Jedoch können aufbereitete offene Daten die Wertschöpfung einer Destination steigern – vor allem hinsichtlich der Vernetzung und einer verbesserten Online-Sichtbarkeit.
  • Daten müssen dabei auf die Touchpoints entlang der Customer Journey der Gäste abgestimmt sein und relevante Informationen bereit stellen. Das können etwa Informationen zu Wanderwegen, der nächstgrößeren Stadt aber auch zu Dienstleistungen in der gesamten Region sein.
  • Eine innovative Community aus unterschiedlichen Kompetenzbereichen sollte das Thema vorantreiben, um möglichst effiziente, ganzheitliche und bedarfsgerechte Ansätze zu erarbeiten.
  • In diesem Prozess ist es wichtig, rechtliche Aspekte zu klären, Dienstleister zu Standards zu verpflichten und mit Use Cases Überzeugungsarbeit zu leisten.

Ergebnisse der Workshops

  • Eine Aufklärung zum Thema „Open Data“ und der Aufbau von Vertrauen in die positiven Effekte sind in besonderem Maße entscheidend. Dabei müssen alle Stakeholder miteinbezogen werden und insbesondere auf rechtliche und finanzielle Aspekte eingegangen werden. Wünschenswert wären dabei „proaktive Informationsveranstaltungen“, „Kümmerer“,„Weiterbildungsmöglichkeiten“ und das Vermitteln von Best-Practice-Beispielen.
  • Es bedarf zudem einer guten Projektplanung und -koordination, die vor allem die touristischen – nicht politischen – Regionen als Ganzes im Blick hat.
  • Um Rechtssicherheit zu geben und Prozesse zu optimieren, sollten Standards formuliert und Leitfäden erarbeitet werden (etwa Musterverträge für Fotografen und Agenturen).
  • Für die Umsetzung benötigt die Tourismusbranche Fördermittel, weshalb auch die Politik involviert werden muss.
  • Offene Daten sind in weiten Bereichen der Mobilität von Vorteil (etwa Staumeldungen, Fahrpläne, Echtzeitdaten des ÖPNV oder Parkplatzkapazitäten) und liefern die technische Grundlage für eine Besucherlenkung.
  • Die Nutzung von Daten bietet zudem Chancen für neue Ideen und Geschäftsmodelle und stellt somit einen Beitrag zur Regionalentwicklung dar.
  • Relevante Daten erhöhen die Online-Sichtbarkeit aller Beteiligten einer Destination und verbessern das Erlebnis des Gastes, da sie dem Bedürfnis nach einem aktuellen und hilfreichen Informationsangebot nachkommen.
  • Bei der Digitalisierung bedarf es einer „Kultur des Loslassens“ und einer „Koalition der Willigen“.

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