MANAGEMENT SUMMARY

Schlagworte: Nachhaltigkeit, Klimawandel

The dragons of inaction: Psychological barriers that limit climate change mitigation and adaptation

Titel: The dragons of inaction: Psychological barriers that limit climate change mitigation and adaptation
Autor/innen: Robert Gifford
Seiten: 290-302
Fachzeitschrift: American Psychologist
Verlag: American Psychological Association
Erscheinungsjahr: 2011, Vol. 66(4)
DOI: https://doi.org/10.1037/a0023566

Beim Thema „klimafreundliches Verhalten“ ist bei den meisten Menschen eine Diskrepanz zwischen der grundsätzlichen Einstellung dazu und dem tatsächlichen Verhalten zu beobachten. Dabei werden vom Autor sieben psychologische Barrieren differenziert, die ein nachhaltiges, klimafreundliches Verhalten behindern und konkrete Maßnahmen zur Überwindung dieser Barrieren formuliert.

Attitute-Behaviour-Gap

  • Die meisten Menschen halten den Klimawandel und das Thema Nachhaltigkeit für wichtige Handlungsfelder, aber nur wenige übernehmen tatsächlich Verantwortung und ändern ihre Verhaltensweisen hin zu einem klimaverträglicheren Umgang mit unserem Planeten.
  • Strukturelle Barrieren (wie zum Beispiel klima-aversive/-feindliche Infrastrukturen) müssen abgebaut werden, um ein ökologisch nachhaltiges Verhalten zu ermöglichen.
  • Neben den strukturellen sind es psychologische Barrieren, die be- oder verhindern, dass sich Menschen klimaverträglicher verhalten. Den Menschen zu helfen, diese psychologischen Barrieren zu überwinden, ist Aufgabe von Psychologen, Wissenschaftlern, technischen Experten und politischen Entscheidungsträgern.

Sieben psychologische Barrieren– „Drachen der Untätigkeit“ – auf dem Weg zu einem nachhaltigen, klimafreundlichen Verhalten

  1. Begrenztes Wissen über die Problematik und teilweise fehlende Wahrnehmung
  2. Ideologische Weltanschauungen, die umweltfreundliche Einstellungen und Verhaltensweisen ausschließen
  3. Vergleiche mit anderen Menschen
  4. Irreversible Kosten und Auswirkungen von Verhaltensweisen
  5. Diskreditierung von Experten
  6. Angenommene Schwierigkeiten auf dem Weg zu Veränderungen
  7. Positive, aber unzureichende Verhaltensänderungen

Fünf konkrete Strategien zur Überwindung der beschriebenen psychologischen Barrieren

  1. Definition und Beobachtung der Aspekte, die Individuen davon abhalten, sich klimafreundlicher zu verhalten – zum Beispiel in den Bereichen Mobilität, Wohnen und Ernährung. Dann gilt es, diese Aspekte zu evaluieren, in Prozesse einzugreifen und zu bewerten. Dabei sind Akteure auf Nicht-Regierungsebene (also explizit keine Regierungen, Religionen oder kapitalistischen Systeme) gefragt, diese Veränderungen anzustoßen und für „Verhaltens-Verstärker“ im täglichen Leben der Menschen hin zu mehr Nachhaltigkeit zu sorgen.
  2. Nach der Entwicklung besserer Messgrößen für Umweltkosten (in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern), die an verschiedene Verhaltensweisen gekoppelt sind, sollten diese Informationen über geeignete Wege an Verbraucher/Bürger weitergegeben werden.
  3. Entwicklung eines besseren Verständnisses für alle Teile der Bevölkerung hinsichtlich politischer Maßnahmen oder Strategien zur Eindämmung des Klimawandels. Dies schließt auch die Optimierung von Kommunikationsmaßnahmen ein, um jede Bevölkerungsgruppe zu erreichen. Dabei zeigt sich, dass kraftvoll-aktivierende Botschaften einen höheren Einfluss auf klimafreundliches Verhalten haben als Negativbotschaften.
  4. Durchführung von Studien, die auf emissionsbezogene Verhaltensentscheidungen abzielen, wie zum Beispiel die Wahl des Verkehrsmittels und den Energieverbrauch.
  5. Übergreifende Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteure, da die Folgen des Klimawandels nur kollektiv bewältigt werden können.

Transformationsprozess durch gesellschaftliches Umdenken

Durch eine Kombination folgender Maßnahmen können die „Drachen der Untätigkeit“ überwunden werden, auch wenn dies ein langwieriger Transformationsprozess ist und nie vollständig abgeschlossen sein wird, da sich gesellschaftliche Umdenkprozesse und Verhaltensänderungen nur sukzessiv umsetzen lassen:

  • Gezielte Botschaften
  • Effektive Führung
  • Verbessertes, technisches Wissen
  • Gerechte Politik
  • Ermöglichende Infrastruktur
  • Entwicklung von Normen
  • Setzen von vernünftigen Zielen
  • Persönliches Feedback (von Angesicht zu Angesicht)
  • Verbreitung von sozialen Normen durch soziale Netzwerke
  • Individuelle Belohnungen