MANAGEMENT SUMMARY

Schlagworte: Zielgruppen und Märkte

Risk and Uncertainty in Travel Decision-Making: Tourist and Destination Perspective

Titel: Risk and Uncertainty in Travel Decision-Making: Tourist and Destination Perspective
Autorin: Marion Karl
Seiten: 129-146
Fachzeitschrift: Journal of Travel Research
Verlag: Sage
Erscheinungsjahr: 2018, Vol. 57(1)
DOI: https://doi.org/10.1177/0047287516678337

Reiseentscheidung unter „Risiko“ und „Unsicherheit“

  • Einstellungen und Verhaltensweisen gegenüber „Risiko“ und „Unsicherheit“ spielen eine zentrale Rolle im Reiseentscheidungsprozess und dabei insbesondere bei der Destinationswahl. Wie und wann diese Faktoren Tourist*innen in ihrer Entscheidung beeinflussen, die gewählte Destination zu besuchen oder nicht, lässt sich aus der Literatur nicht eindeutig ableiten.
  • Der/die Tourist*in wägt bei der Wahl einer Destination zwischen den eigenen Bedürfnissen und den Annehmlichkeiten des Reiseziels/der Destination ab.

„Risiko“
Der Begriff meint die Einschätzung der Möglichkeit, dass bestimmte (negative) Ereignisse eintreten.

„Unsicherheit“
Der Begriff bezieht sich auf unvollständige Kenntnisse während des Entscheidungsprozesses.

Definition von Touristentypen

  • Erstellung eines touristischen Profils unter Einbezug relevanter – wie zum Beispiel soziodemographischer und reisebezogener – Merkmale für eine Typologie von Touristen. Zentral ist dabei die Frage, ob sich Tourist*innen mit unterschiedlichen Einstellungen und Verhaltensweisen gegenüber „Risiko“ und „Unsicherheit“ im Reiseentscheidungsprozess in ihren soziodemographischen und reisebezogenen Profilen unterscheiden.
  • Es werden die Unterschiede zwischen diesen Touristentypen in Bezug auf die Merkmale identifiziert, die hypothetisch und praktisch bei der Wahl der Destination entscheidend sind. Dabei werden die Destinationseigenschaften mit den Charakteristiken der Touristentypen in den verschiedenen Phasen des Destinationswahl-Prozesses ausgewertet.
  • Durch die Betrachtung hypothetischer Ziele zu Beginn des Destinationswahl-Prozesses sowie der tatsächlich geplanten beziehungsweise durchgeführten Destinationswahl kann die Studie die Relevanz und den Zeitpunkt von „Risiko“ und „Unsicherheit“ als Einflussfaktoren der Destinationswahl beleuchten.

Typologie von Tourist*innen und Destinationen

Typ Beschreibung
Risiko- und unsicherheitsaverse Tourist*innen … bevorzugen Destinationen mit hoch entwickelter Infrastruktur, organisierte Reisen und eine vertraute Umgebung.
Risikoaverse Tourist*innen … bevorzugen bereits besuchte Ziele, wobei die Reise vornehmlich selbst organisiert wird.
Neuheitssuchende Tourist*innen mit Sicherheitsanspruch … sind offen für neue Destinationen und Aktivitäten, reduzieren das Risiko aber durch eine gute Reiseorganisation.
Neuheitssuchende Tourist*innen mit Abenteueranspruch … sind ebenfalls offen für neue Destinationen und insbesondere auch für neue Aktivitäten. Die eigene Organisation der Reise erhöht den Abenteuercharakter.
Risikoaffine Tourist*innen … bevorzugen Destinationen mit wenig ausgebauter Infrastruktur und reisen häufig ohne detaillierte Organisation, ohne genaue Route oder Zeitplanung.

Das Geschlecht hat keinen signifikanten Einfluss auf die Typologie. Hinsichtlich des Alters zeigt sich, dass mit steigendem Alter die Vermeidung von „Risiko“ und „Unsicherheit“ zunimmt wie auch bei Personen mit Kindern unter sechs Jahren. Bei Personen, die häufiger reisen, zeigt sich eine niedrigere Risiko- und Unsicherheitsaversion.

Destinationen beziehungsweise die Reise in Destinationen können gemäß einiger Schlüsseleigenschaften in fünf Gruppen unterteilt werden: „einfach, gewöhnlich“, „außergewöhnlich“, „sicheres Abenteuer“, „kniffelige Entdeckung“ und „No-Go“.

Kernergebnisse

  • Die Analyse der Destinationsentscheidung von Tourist*innen zeigt, dass wahrgenommenes „Risiko“ und „Unsicherheit“ bei Reiseentscheidungen und der Destinationswahl einen Zusammenhang aufweisen. Während risikoaffine und neuheitssuchende Tourist*innen von eher „abenteuerlichen“ Reisezielen träumen, lehnen risikoaverse Tourist*innen diese Art von Reiseziel bereits am Anfang der Überlegungen ab.
  • Die Ergebnisse zeigen, dass sich Tourist*innen mit unterschiedlichen Einstellungen und Verhaltensweisen gegenüber „Risiko“ und „Unsicherheit“ bei der hypothetischen Destinationsentscheidung stark unterscheiden und bei der tatsächlichen Destinationswahl eher ähnlich sind.
  • Der Einfluss von „Risiko“ und „Unsicherheit“ auf die Destinationsentscheidung kann nicht ausschließlich aus dem beobachtbaren Reiseverhalten oder ausschließlich aus den hypothetischen Reiseabsichten abgeleitet werden. Oftmals wird erst durch die Betrachtung der Diskrepanzen zwischen den beiden Aspekten die Risikowahrnehmung deutlich.