MANAGEMENT SUMMARY

Schlagworte: Overtourism, Alltagsraum/Urlaubsraum

Overcrowding, Overtourism and Local Level Disturbance: How Much Can Munich Handle?

© iStock.com/Joel Hartz

Titel: Overcrowding, Overtourism and Local Level Disturbance: How Much Can Munich Handle?
Autoren: Philipp Namberger, Sascha Jackisch, Jürgen Schmude, Marion Karl
In: Tourism Planning & Development, Volume 16, S. 452-472
Herausgeber: Routledge
Veröffentlichung: 23.04.2019
Link: https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/21568316.2019.1595706?journalCode=rthp21

Infolge des zunehmenden Städtetourismus steigt in vielen städtischen Destinationen, unter anderem in München, die Zahl der Touristen pro Einwohner. Dies kann zu Konflikten über die gleichzeitige (Über-)Nutzung von Räumen führen, die oft als Overtourism bezeichnet werden.

Forschungsschwerpunkte

Die vorliegende Studie konzentriert sich auf die Wahrnehmung und Bewertung verschiedener Formen des Tourismus als mögliche Konfliktfelder in München und deren spezifische Auswirkungen auf den Alltag der Bewohner/innen. Zu diesem Zweck wurden unter anderem durch eine explorative Medienanalyse folgende touristische Phänomene in München identifiziert:

  • Fußballfans an den Spieltagen der Münchner Fußballvereine,
  • Oktoberfestbesucher/innen während des Oktoberfestes (in der gesamten Stadt),
  • Junggesell/innenabschiede,
  • Menschenmassen in den Haupteinkaufsstraßen,
  • (wohlhabende) Tourist/innen aus den arabischen Staaten,
  • (wohlhabende) Tourist/innen aus Russland,
  • Touristengruppen aus Asien (z. B. aus Japan, China)

Diese Phänomene sind nicht immer eindeutig zu verorten – mögliche Konfliktfelder finden auch nicht in der ganzen Stadt, sondern in verschiedenen Bereichen statt.

Die Autoren und die Autorin stellen diese touristischen Hotspots, in denen Konflikte zu erwarten sind, in einer Karte dar, die punktförmige Hotspots (z. B. Allianz Arena), aber auch linienförmige Hotspots (z. B. U-Bahnlinie U6 oder Isarverlauf) und flächenförmige Hotspots (z. B. Altstadt) zeigt. Zudem werden zusätzliche, räumlich nicht eindeutig zu verortende Hotspots dargestellt, deren Ursache in der Vermietung von Wohnraum mittels Airbnb und ähnlicher Anbieter liegt.

In einer repräsentativen Haushaltsbefragung wurden schließlich 416 Personen im gesamten Stadtgebiet über ihre eigenen Erfahrungen mit Touristen und mögliche Konfliktfelder befragt.

Kernaussagen

Die Studie identifizierte zwei Komponenten von Störungen auf lokaler Ebene, die durch den Tourismus aus Sicht der Münchner Bevölkerung verursacht werden: „Touristenmassen“ und „Störungen durch kleinere Gruppen von Touristen“ (z. B. aus unterschiedlichen Kulturen, mit unterschiedlichen Motiven).

Zudem zeigt die Befragung, dass nicht so sehr das räumliche oder zeitliche Auftreten oder das Verhalten der jeweiligen Touristengruppen als Problem wahrgenommen wird, sondern es ist vielmehr die schiere Anzahl der Touristen.

Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen

Auf Basis der Ergebnisse lassen sich Handlungsempfehlungen für die Stadt München ableiten. Vor allem das Problem der Überfüllung, einschließlich einer räumlichen und zeitlichen Identifizierung großer Touristenströme ist hier als wesentliches Handlungsfeld zu benennen. Dieses sollte das Wohlbefinden – der Bewohner/innen und der Tourist/innen gleichermaßen – als wichtiges Entscheidungskriterium vor der Umsetzung von Maßnahmen berücksichtigen.

München hat zum gegenwärtigen Zeitpunkt (noch) nicht das Problem von Overtourismus, mit dem einige Destinationen wie Amsterdam, Venedig und Barcelona zu kämpfen haben. Gerade mit dem massenhaften Auftreten von Tourist/innen kommt es jedoch phasenweise zu Überlastungserscheinungen, denen mit bestimmten Maßnahmen (Lenkung, Limitierung etc.) begegnet werden kann.

Es wird deutlich, dass es offenbar keine „One size fits all“-Lösung gibt. Somit ist klar, dass das Phänomen Overtourismus jeweils differenziert behandelt werden muss, um Lösungen für die spezifischen Herausforderungen in bayerischen Destinationen zu erarbeiten.