MANAGEMENT SUMMARY

Schlagworte: Corona-Pandemie, Zielgruppen und Märkte

Affective forecasting and travel decision-making: An investigation in times of a pandemic

Titel: Affective forecasting and travel decision-making: An investigation in times of a pandemic
Autor/innen: Marion Karl, Florian Kock, Brent W. Ritchie, Jana Gauss
Seiten: 103-139
Fachzeitschrift: Annals of Tourism Research
Verlag: Elsevier
Erscheinungsjahr: März 2021, Vol. 87
DOI: https://doi.org/10.1016/j.annals.2021.103139

Kernaussagen

  • Wenn Personen eine Reise planen, simulieren diese oft – bewusst oder unbewusst –ihre Reise und ihr Urlaubserlebnis. Daraus werden persönliche Vorhersagen abgeleitet, wie sich derjenige oder diejenige in diesen Situationen fühlen würde. Basierend darauf wird das Verhalten beziehungsweise werden die Urlaubspräferenzen angepasst. Das heißt, Personen nutzen affektive Vorhersagen bei der Reiseentscheidung.
  • Affektive Vorhersagen sind ein wichtiger Teil für das Verständnis der Entscheidungsfindung von Tourist*innen. Dennoch wurde dieser Bereich in der Tourismusforschung bisher weitestgehend vernachlässigt.
Affektive Vorhersage

Der Begriff bezeichnet den Prozess, dass Menschen mental zukünftige Ereignisse simulieren, sich selbst in diese Situation hineindenken und dann Vorhersagen darüber treffen, wie sie sich fühlen werden.

Forschungsvorgehen

In Zeiten einer Pandemie sind die Reiseplanungen von Tourist*innen zögerlich. Dies kann dazu führen, dass Freizeitreisen aufgeschoben oder vermieden werden, was wiederum eine Bedrohung für die Tourismusbranche darstellt. Vor diesem Hintergrund liefert die vorliegende Studie erste Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen episodischem Zukunftsdenken, affektiver Vorhersage und Reiseentscheidungen.

Reiseentscheidungen und touristisches Verhalten eignen sich für die Erforschung affektiver Prognosen, da jede Urlaubsentscheidung eine Entscheidung über ein zukünftiges Ereignis ist, bei dem die Menschen auf ein positives emotionales Erlebnis hoffen.

Forschungsergebnisse

  • Theoretische Implikation: Die affektive Vorhersage als ein vielseitiges theoretisches Gerüst hat das Potenzial, einen großen Teil des touristischen Verhaltens zu erklären und zu beeinflussen. Erinnerungen an vergangene Urlaube, Beschreibungen oder Fotos von Urlauben können affektive Vorhersagen auslösen, die Tourist*innen veranlassen, die gleiche Art von Urlaub erneut zu planen oder das gleiche Reiseziel nochmals zu besuchen. Affektive Prognosen können auch impulsive Reiseentscheidungen vor oder während eines Urlaubs auslösen.
  • Betriebswirtschaftliche Implikationen: Affektive Vorhersagen werden durch episodisches Zukunftsdenken ausgelöst. Episodisches Zukunftsdenken kann ein nützliches Werkzeug für das Tourismusmanagement in Zeiten einer Krisensituation, wie einer Pandemie, sein, um die Risikowahrnehmung von Tourist*innen zu senken und ihre positive Einstellung gegenüber Reisen zu erhöhen. Tourist*innen können zu episodischem Zukunftsdenken motiviert werden, um so Einstellungen und Absichten zu beeinflussen.
    Dabei kann die Reiseabsicht von Tourist*innen gesteigert, gehemmt oder auch gelenkt werden. So kann in Krisenzeiten der Einsatz von episodischem Zukunftsdenken Personen vom Reisen abhalten. Auch kann episodisches Zukunftsdenken eingesetzt werden, um die Reisetätigkeit im Inland zu erhöhen – also Menschen in ihrer Vorstellung zu leiten, wie entspannend es sein kann, einen Urlaub auf dem eigenen Balkon zu verbringen oder wie aufregend es sein kann, die eigene Heimat zu entdecken.
  • Anhand der COVID-19-Pandemie zeigen die Autor*innen mit einem experimentellen Forschungsdesign, dass affektive Vorhersagen die Risikowahrnehmung abmildern und die Reiseentscheidung in Zeiten einer Pandemie positiv beeinflussen kann.