KAMINGESPRÄCH

Wintertourismus und Klimawandel

Bayrischzell I 12. März 2024

Die nachhaltige Veränderung des Wintertourismus durch den Klimawandel erfordert zunehmend ein Umdenken in der Branche. Auch in Oberbayern machen sich die Auswirkungen des Klimawandels immer bemerkbarer, diese führen beispielsweise zu kürzeren Saisons und/oder können zu ihrer zeitlichen Verschiebung führen. Vor diesem Hintergrund sollten verschiedene Möglichkeiten zur zukünftigen Herangehensweise und Positionierung ebenso bedacht werden, wie die Differenzierung des Angebots. Diese und weitere Optionen zur zukünftigen touristischen Ausrichtung wurden im gemeinsamen Kamingespräch des BZT in Kooperation mit dem Tourismus Oberbayern München e.V. diskutiert.

Welche Anpassungsmaßnahmen sind notwendig und umsetzbar? Wie wird Mobilität im Winter in Zukunft aussehen? Wie ist die Region touristisch für diesen klimatischen Wandel kurz- bis mittelfristig aufgestellt und welche Lösungs- und Zukunftsstrategien können hierfür genutzt werden?

Um die Thematik aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten, wurden Referenten aus Wissenschaft und Praxis eingeladen.

AUS DER WISSENSCHAFT

Prof. Dr. Robert Steiger

Universität Innsbruck

AUS DER PRAXIS

AUS DER PRAXIS

Julian Probst

Geschäftsführer
Feldbergbahnen GmbH

Kernaussagen

  • Der Ausbau von Beschneiungsanlagen sollte für jede Destination individuell geprüft werden, manchmal ist ein Ausbau sinnvoll, manchmal nicht.
  • Bis 2050 verdoppelt sich der (flächenmäßige) Beschneiungsaufwand, trotzt effizienterer Beschneiungsanlagen werden mehr Ressourcen verbraucht (Wasser und Energie).
  • Es gibt ein großes CO2-Einsparpotential beim Strommix.
  • Die Destination muss ihr Klimarisiko kennen und wissen, welche Anpassungsmaßnahmen getroffen werden müssen und wie die Gäste diese wahrnehmen.
  • Ein schneller Wechsel zwischen „snow-on“- und „snow-off“-Angeboten wird immer wichtiger.
  • Die Angebote innerhalb der Destination sollten auf einen Ganzjahrestourismus ausgelegt werden.

Ergebnisse der Workshops

Um zugleich Anbieter- und Nachfrageperspektiven auf die zugrundeliegende Thematik zu berücksichtigen, wurde das Auditorium in zwei „Rollen“-Gruppen (Leistungsträger/Destinationen und Nachfrager) aufgeteilt. Jede Gruppe wurde anschließend nochmals in „Optimisten“ und „Pessimisten“ zweigeteilt, welche die Aufgabe hatten, folgende Leitfragen aus der Perspektive ihrer jeweils zugeteilten Rolle kontrovers zu diskutieren. Resultat der beiden Einzelworkshops sollte (im Idealfall) eine Einigung der „Optimisten“ und „Pessimisten“ auf eine gemeinsame Position sein. Im Anschluss wurden diese Positionen jeweils von der Gruppe der Leistungsträger/Destinationen und der Gruppe der Nachfrager im Plenum vorgestellt. Die Ergebnisse der Workshops lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Welche Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel müssen zeitnah vorgenommen werden, bei welchen kann sich Zeit gelassen werden?
  • „Wir wollen einen guten Winterbetrieb, solange es möglich ist, aber trotzdem auf einen Ganzjahrestourismus und neue Zielgruppen setzen.“
  • Zeitnahe, flexiblere Gestaltung der Angebote (wetterunabhängig, „snow-on, snow-off“)
  • Anpassung der Infrastruktur und Mobilität scheitert meist noch an der „letzten Meile“.
  • Demografischen Wandel mitdenken! Es ist noch nicht klar, was zukünftige Generationen/Nachfrager*innen suchen.
  • Schneeunabhängige Wintererlebnisangebote schaffen
Wo sind die „roten Linien“ für Anpassungsmaßnahmen, das heißt welche sind akzeptabel, welche nicht?
  • „Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit, solange das Angebot authentisch bleibt.“
  • Wenn die Authentizität verloren geht und der klassische Winterurlaub abgeschafft wird, ist die rote Linie überschritten.
  • Denkbar wäre es z. B., wenn Speicherseen für die Beschneiungsanlagen auch als „Naherholungsgebiet“ genutzt werden könnten.
  • Winterurlaub muss leistbar bleiben.
Welche Unterstützung/Hilfen und ggf. durch wen werden benötigt, um die Entwicklung des Wintertourismus zukünftig positiv zu gestalten?
  • Weniger Bürokratie und Unterstützung, auch auf Gemeindeebene
  • Verlängerung des Seilbahnförderprogramms
  • Förderungen nicht nur auf den Wintertourismus beschränken, sondern mit Blick auf einen Ganzjahrestourismus
  • Fehlende politische Konsensfähigkeit
  • Über gemeinsame Plattformen Angebote darstellen/buchbar machen
  • Destination braucht On-Off-Kompetenz bei ihren Angeboten.
  • Breitere und ausgewogenere mediale Darstellung notwendig

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