STUDIE

Schlagworte: Alltags- und Urlaubsraum, Tourismusakzeptanz

Lebenszufriedenheit, Tourismusbewusstsein und Tourismusakzeptanz in Bayern

30. Juni 2022

© iStock.com/JesusFernandez32

Die Studie beleuchtet die Tourismusakzeptanz der bayerischen Bevölkerung. Neben der Bewertung der Auswirkungen des Tourismus für den Wohnort, für die Region und die Befragten persönlich wurden auch touristische Weiterentwicklungsmöglichkeiten abgefragt. Zudem gibt die Umfrage Einsichten in die Zufriedenheit mit verschiedenen Lebenssituationen und wie der Tourismus in den Regionen darauf einwirkt.

Der Einfluss des Tourismus auf die Lebenszufriedenheit: Eine Befragung in Bayern liefert interessante Erkenntnisse

Fragt man die bayerische Bevölkerung nach ihrer Zufriedenheit mit ihrem gegenwärtigen Leben, so geben 64 Prozent an, dass sie alles in allem sehr zufrieden oder zufrieden sind. Im Vergleich der bayerischen Regierungsbezirke liegt die Lebenszufriedenheit mit 71 Prozent in Niederbayern am höchsten.

Die Studie, durchgeführt von GfK im April 2022 unter über 2.000 Frauen und Männern in Bayern, gibt Einsichten in die subjektive Einschätzung, in welchem Maß die bayerische Bevölkerung mit verschiedenen Lebensbedingungen in ihrem Umfeld zufrieden ist. Neben der Wichtigkeit verschiedener Faktoren für die persönliche Lebensqualität wurde auch der Einfluss des Tourismus in der jeweiligen Region erfragt.

Zufriedenheit mit verschiedenen Lebensbedingungen

Über die meisten der abgefragten Rahmenbedingungen hinweg zeigt sich eine hohe Zufriedenheit in der bayerischen Bevölkerung. Jeweils rund zwei Drittel der Befragten sind mit der Gesundheitsversorgung, der Nahversorgung für Produkte und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs und der Sicherheitssituation in ihrer Region sehr zufrieden oder zufrieden. Rund jede zweite bzw. jeder zweite Befragte ist mit den Beschäftigungsmöglichkeiten sowie der Freizeitinfrastruktur und der Vielfalt an kulturellen Angeboten „sehr zufrieden“ oder „eher zufrieden“. Deutlich niedrigere Zufriedenheitswerte ergeben sich bei der Verfügbarkeit von ausreichend bezahlbarem Wohnraum und den Lebenshaltungskosten. Mit diesen beiden Lebensbedingungen sind 45 Prozent bzw. 38 Prozent eher oder völlig unzufrieden.

Wichtigkeit verschiedener Lebensbedingungen für die Zufriedenheit

„Angesichts der Wichtigkeit der beiden Faktoren bezahlbarer Wohnraum sowie Lebenshaltungskosten für die Lebenszufriedenheit der Menschen müssen diese besonders beachtet werden“, betont Cathrin Schiemenz vom Bayerischen Zentrum für Tourismus. So geben 56 Prozent an, dass der Faktor der Lebenshaltungskosten für die eigene Lebensqualität „sehr wichtig“ ist, für 49 Prozent spielt die Verfügbarkeit von ausreichend bezahlbarem Wohnraum eine sehr wichtige Rolle für die eigene Lebenszufriedenheit.

Einfluss des Tourismus auf die Lebenszufriedenheit

Die Auswirkungen des Tourismus auf die Lebenshaltungskosten und auf bezahlbaren Wohnraum bewerten jeweils rund 30 Prozent der Befragten als sehr negativ oder negativ. Für viele führt der Tourismus in der Region auch zu überteuerten Immobilien- und Grundstückspreisen bzw. Mieten sowie zu überteuerten Preisen beispielsweise in der Gastronomie oder bei Freizeiteinrichtungen. Insbesondere bei der Vielfalt des kulturellen Angebots und der Freizeitinfrastruktur sowie bei den Beschäftigungsmöglichkeiten sehen die Befragten einen (sehr) positiven Einfluss des Tourismus in der Region.

„Zusammenfassend kann man sagen, dass in den bayerischen Regionen sowohl die positiven als auch die negativen Auswirkungen des Tourismus gesehen werden“, so Alfred Bauer, Leiter des BZT. „Interessant ist, dass mit 67 Prozent der Befragten in touristisch geprägten Regionen deutlich mehr Menschen mit ihren Lebensbedingungen zufrieden sind als in nicht touristisch geprägten Regionen.“

Tourismusbewusstsein und -akzeptanz in Bayern: Wichtiger Faktor mit positiven und negativen Auswirkungen

47 Prozent der bayerischen Bevölkerung bewerten die Auswirkungen des Tourismus in ihrer Region für sich persönlich als überwiegend oder eher positiv, so die aktuelle Studie des Bayerischen Zentrums für Tourismus. In touristisch stark geprägten Regionen geben sogar 59 Prozent der Befragten an, dass der Tourismus in ihrer Region für sie persönlich positive Effekte bewirkt.

Durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie erhöhte sich das Besucheraufkommen und die damit einhergehenden Überfüllungseffekte in manchen Regionen Bayerns noch mehr. „Auch wenn es kein flächendeckendes Phänomen in Bayern ist, verstärken sich die Interessenskonflikte zwischen Einheimischen und Besuchern in manchen Hotspots“, so Alfred Bauer, Leiter des Bayerischen Zentrums für Tourismus. „Das Thema Tourismusakzeptanz, das häufig mit etwas Negativem in Verbindung gebracht wird, rückt dadurch verstärkt in den Fokus der Diskussionen.“

Vor diesem Hintergrund beschäftigte sich die Studie des BZT, durchgeführt von GfK im April 2022 unter über 2.000 Männern und Frauen in Bayern, mit den Auswirkungen des Tourismus auf die Befragten persönlich und deren regionalen Lebensraum. Beleuchtet wurden auch die Meinungen zu den touristischen Weiterentwicklungen in den bayerischen Regionen.

Bedeutung des Tourismus für die Regionen

Während 55 Prozent der Befragten die Aussage voll und ganz ablehnen, dass sie sich durch den Tourismus in der Region, in der sie leben, gestört fühlen, stimmen 16 Prozent dieser Aussage zu. Besonders die 18- bis 29-Jährigen fühlen sich zu 27 Prozent durch den Tourismus gestört.

40 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass die Region, in der sie leben, den Tourismus braucht, weil viele Menschen davon leben. Für 44 Prozent profitieren auch viele Personen über die Tourismusbrache hinaus vom Tourismus in ihrer Region.

Positive und negative Auswirkungen des Tourismus in den Regionen

Bei der Betrachtung der Auswirkungen des Tourismus in den Regionen zeigt sich ein differenziertes Bild: Jeweils 46 Prozent der bayerischen Bevölkerung sind sich bewusst, dass der Tourismus in den Regionen Arbeitsplätze schafft, eine finanzielle Einnahmequelle für die Bevölkerung darstellt und für ein vielfältiges Freizeit- und Kulturangebot sorgt. Andererseits nennen 56 Prozent der Befragten als negative Begleiterscheinungen überteuerte Immobilien-, Miet- und Grundstückspreise auf Grund des Tourismus ebenso wie überteuerte Preise in der Gastronomie und in Freizeiteinrichtungen (41 Prozent). Trotz einer starken Beanspruchung der Umwelt (38 Prozent) und einer erhöhten Lärmbelästigung (32 Prozent) sehen 38 Prozent aber auch einen positiven Beitrag des Tourismus zu einem attraktiven Lebens- und Wohnumfeld für die Bevölkerung.

Störsituationen für die Einheimischen

Auf die Dringlichkeit von Mobilitätskonzepten verweist Cathrin Schiemenz vom BZT, „da die Parkplatzsuche mit 26 Prozent und der Straßenverkehr mit 19 Prozent als jene Situationen genannt werden, bei denen sich die Bevölkerung am massivsten und auch am häufigsten durch den Tourismus gestört fühlt – sehr viel stärker als beispielsweise in gastronomischen Einrichtungen, in der Nähe von Sehenswürdigkeiten, bei Freizeitaktivitäten oder in Freizeiteinrichtungen“.

Touristische Weiterentwicklung

55 Prozent der Befragten in Bayern bewerten den Tourismus im bisherigen Ausmaß in ihrer Region als genau richtig. Ihrer Meinung nach braucht es weder mehr noch weniger Tourismus in der Region, in der sie leben. 13 Prozent wünschen sich künftig weniger Tourismus in der eigenen Region. Der Anteil von Personen mit dieser Meinung liegt im Vergleich der Regierungsbezirke in Oberbayern mit 18 Prozent am höchsten. 19 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Region, in der sie leben, künftig mehr Tourismus braucht. Auch hier zeigen sich Unterschiede zwischen den bayerischen Regierungsbezirken – in Unterfranken liegt der Wert bei 33 Prozent, in Oberbayern bei 14 Prozent.

Entwicklungen in Richtung Naturtourismus, Qualitätstourismus und einer touristischen Entwicklung unter Einbeziehung der Einheimischen wird jeweils von mehr als der Hälfte zugestimmt. Im Hinblick auf die touristische Weiterentwicklung der Region, in der die Befragten leben, stimmen 71 Prozent zu, dass diese in Richtung „sanfter Tourismus“, also naturverträglicher Tourismus, erfolgen sollte. Interessant sind die Einstellungen nach Altersgruppen: 84 Prozent der Senior*innen (65 bis 74 Jahre) stimmen dieser touristischen Entwicklungsrichtung zu, in der Gruppe der jungen Erwachsenen (18 bis 24 Jahre) sind es 61 Prozent.

Corona hat auch das Interesse am Tourismus in Bayern leicht verändert: Waren 13 Prozent vor der Corona-Pandemie nicht an der touristischen Weiterentwicklung ihrer Region interessiert, sind es aktuell nur noch acht Prozent.

Alle Ergebnisse

Methodik

Befragungszeitraum:
12.04.2022 bis 24.04.2022

Zielpersonen/Stichprobe:
Die Grundgesamtheit dieser Untersuchung umfasst Männer und Frauen im Alter von 18-74 Jahren in Bayern (deutschsprachige Bevölkerung). Die Grundgesamtheit umfasst ca. 9.374.000 Personen. Daraus wurde eine zufällige Stichprobe gezogen. In die Auswertung gingen 2.007 Personen ein.

Durchführung der Studie: GfK

Methode:
Dieser Untersuchung liegt methodisch eine Quotenstichprobe zugrunde. Die Ermittlung der Quoten erfolgte auf der Basis amtlicher Statistiken (Mikrozensus 2020) sowie eigener Berechnungen von GfK. Zur Gewährleistung einer repräsentativen Stichprobe wurden die Merkmale Geschlecht, Alter, Haushaltsgröße, Ortsgröße und Regierungsbezirk quotiert und gewichtet. Die Befragung der Panel-Teilnehmer erfolgte anhand eines strukturierten Fragebogens per CAWI (Computer AssistedWeb Interview), also online.

Auswahl der Probanden:
Auf Grundlage der aktuellen MediaAnalyse wurden die Teilnehmer aus den Accesspanels von Cint und Netquest (GfK) per Quota-Auswahl rekrutiert. Die Probanden beim Netquest-Panel werden per Email-Benachrichtigung zur Befragung eingeladen. Bei den Teilnehmern der Cint-Panels werden die Panelisten beim Einloggen auf die passende Studie geleitet.